Die Kuratorin und Architektin Çagla Ilk wurde in Istanbul geboren, sie studierte Architektur an der Technischen Universität Berlin und an der Mimar Sinan Universität Istanbul. Seit 2020 leitet sie mit Misal Adnan Yildiz die Kunsthalle in Baden-Baden. Zuvor war sie von 2012 an Dramaturgin und Kuratorin am Maxim Gorki Theater in Berlin. Ihre Arbeit wird als transdisziplinär zwischen bildender Kunst, Architektur, Sound, Theater und Performance beschrieben. »In einer Zeit, in der Kriege, menschengemachte Naturkatastrophen und Autoritarismus die Krisenhaftigkeit unserer Gesellschaften immer deutlicher offenlegen, ist es wichtiger denn je, unsere bisherige, von nationalstaatlichem Denken geprägte Lebensweise zu hinterfragen und neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln«, so Ilk. Dafür könne sie sich keinen geeigneteren Ort vorstellen als den Deutschen Pavillon, »denn er steht für eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, wie auch für eine lange Tradition wegweisender künstlerischer Arbeiten«. Am Berufungsverfahren hatte es zuletzt Kritik gegeben, weil der Kurator für 2022, der Direktor des Museums Ludwig in Köln, Yilmaz Dziewior, selbst im Auswahlgremium saß, ohne sich an der Wahl zu beteiligen. Die Benennung der Kuratorin erfolgte nun auf Vorschlag einer vom Institut für Auslandsbeziehungen und von übergeordnetem Auswärtigem Amt initiierten Findungskommission. Dazu gehörten u. a. die Leiterin der Villa Romana in Florenz, Elena Agudio, der Co-Direktor des Hamburger Bahnhofs in Berlin, Till Fellrath, die Direktorin des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt/Main, Susanne Pfeffer, Stephanie Rosenthal, Leiterin des Guggenheim Abu Dhabi Projects.
Optische Täuschungen, räumliche Illusionen und Suggestionen stofflicher Qualitäten mit gänzlich anderen Materialien waren schon in bildnerischen und plastischen Darstellungen der Antike anzutreffen. In der Kunst der Moderne hingegen waren Illusion und Täuschung eher verpönt. Nur im Umfeld des Surrealismus kam sie umfassend zum Einsatz, um Fiktionen und Fantasiewelten real erscheinen zu lassen. Und wenn sich Künstler:innen heute nicht mit Illusionen befassen würden, wäre das geradezu weltfremd angesichts der zunehmenden Anzahl uns umgebender Bilder und Dinge, die immer weniger preisgeben, wie sie entstanden sind und welchen Realitätsgrad sie besitzen. In der Ausstellung »Phantoms and Other Illusions« steht das Spiel mit unterschiedlichen Materialien zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit neben Objekten und Installationen, die die Raumerfahrung fiktionalisieren. Zur Debatte stehen dabei nicht zuletzt die unterschiedlichen Bedeutungsebenen des Illusionsbegriffs. Kuratiert von Ludwig Seyfarth. Bis zum 3. September 2023. Info: KAI10 Arthena Foundation, Kaistraße 10, 40221 Düsseldorf, 0211/99434-130. www.kaistrasse10.de
Der Preis wird seit 1977 jährlich vom Senator für Kultur in einem zweistufigen Verfahren für besondere Leistungen vergeben und ist mit 6.000 Euro dotiert. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält darüber hinaus eine Einzelausstellung sowie eine Publikationsförderung in Höhe von 3.000 Euro. Eine Vorschlagskommission aus regionalen Kunstsachverständigen wählt aus den Bewerbungen künstlerische Positionen für die Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen aus. Eine überregional besetzte Jury (Anne Hagen Kielgast, Peter Kruska, Thomas Niemeyer, Angela Theisen, Michaela Melián) bestimmt daraus die Preisträgerin bzw. den Preisträger. Jurybegründung: »... Auf einem einfachen Fernseher zeigt er eine Montage verschiedener Videos mit Szenen aus dem Familienleben seiner eigenen Kindheit. Die Ausschnitte wurden ursprünglich auf VHS aufgezeichnet... In einem Sprachbeitrag, der die Szenen begleitet, denkt er darüber nach, wie die magnetischen Videobänder im Laufe der Zeit ihre Fähigkeit zur Speicherung verlieren, so dass eine Digitalisierung zur dauerhaften Sicherung nötig wird. Dieser technischen Archivierung von Vergangenem stellt der Künstler eine Reihe von freien Zeichnungen gegenüber, in denen vage Erinnerungsbilder zu sehen sind. Zunächst im Video und im Wechsel mit den Familienfilmen entstehen die Zeichnungen als stetig weiter wachsende Linien auf blauem Grund. Zusätzlich übertrug Peljhan Zeichnungen noch einmal von Hand mit weißem Stift auf blaues Papier und fügte die Bögen schließlich der Präsentation seines Werkes in der Ausstellung hinzu.... Erinnerung und ihre Trägermaterialien werden in dieser Arbeit nicht nur als Weitergabe und Material von erzählten und visualisierten Geschichten begriffen, sondern gleichzeitig auf ihre haptischen Charakteristika und körperlichen Einschreibungen untersucht.« Die Arbeiten der 12 Nominierten sind bis zum 9. April 2023 in der Städtischen Galerie zu sehen. Info: Städtische Galerie Bremen, Buntentorsteinweg 112, 28201 Bremen, Fon 0421/3615826. Fax 0421/3615745. www.staedtischegalerie-bremen.de