Artist Ausgabe Nr. 47

Portraits

KATHARINA FRITSCH | STEPHAN HUBER | CHRISTOPHER MULLER | MICHAEL KREBBER | DOUG AITKEN | PAE WHITE

Interview

Kasper König

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Alex Hanimann

Künstlerbeilage

Manfred Kirschner

Interview

Textauszug

Kasper König
J.K.: Ist die Entscheidung der Stadt Köln für Ihre Person auch strategisch geprägt, um im ewigen Streit zwischen Köln und Berlin Pluspunkte zu sammeln?

K.K.: Zwar wird dieser Streit oft kulturpolitisch als Argument vorgetragen, hat aber für die Arbeit des Museums nicht diese Bedeutung. Das sind nur Nebenschauplätze, das sind Argumente, die zwar um die Ecke, aber nicht zum Ziel führen. Indirekt hat die Kontroverse schon eine Bedeutung, denn diese Entscheidung stärkt das föderalistische Prinzip, das ich nach wie vor für sinnvoll halte. Allerdings habe ich überhaupt keine Probleme, Berlin zu genießen.

J.K.: Die Öffnung der Museen gegenüber zeitgenössischer Kunst hat die Kunstvereine in eine Zwickmühle gebracht. Viele Kunstvereine reagieren auf diese Strukturveränderungen defensiv, indem sie museal agieren und das Experiment vernachlässigen. Andere wiederum konzentrieren sich ausschließlich auf ein bestimmtes Spektrum zeitgenössischer Kunst. Somit haben sich die Parameter verschoben. Ich denke, eine Ausstellung mit Gerhard Merz wie im Kunstverein Hannover hat musealen Charakter. Auch halte ich es nicht für sinnvoll, daß Ausstellungen zwischen Museum und Kunstverein austauschbar sind. Beispielsweise präsentierte der Kölnische Kunstverein On Kawara und nun das Museum Ludwig.

K.K.: Wir sind hier in Köln daran interessiert, daß der Kunstverein ein ganz entscheidendes kritisches Moment einbringt und eine Flexibilität, die uns herausfordert. Ich sehe das Verhältnis von Kunstverein und Museum mehr in einem dialektischen Verhältnis. Sie sprachen von dem Hannover-Modell, da ging es Eckhard Schneider um eine gewisse Pathosformel. Gerade die Gerhard Merz-Ausstellung ist nichts anderes als eine postmoderne Behauptungsstrategie. In den schönen Räumen in Hannover macht das dann auch Sinn. Der Kölnische Kunstverein, das dürfen wir nicht vergessen, hatte vor dem Krieg ein autonomes Gebäude. Wir sind immer begeistert, wenn wir in die Schweiz fahren und zum Beispiel die Kunsthalle Basel oder Bern sehen. Das waren ja letztlich so etwas wie Kunstvereine mit eigenständigen Gebäuden, die bei uns kriegsbedingt mehr oder weniger zerstört wurden. So eine Art Kunsthalle wie in der Schweiz gibt es noch in Baden-Baden, sonst aber kaum in Deutschland. Beispielsweise ist es in Münster für den Besucher schwer nachvollziehbar, ist die Ausstellung eine des Kunstvereins oder des Landesmuseums. Andererseits ist die gemeinsam betriebene Infrastruktur ökonomisch von Vorteil für den Kunstverein. Der Portikus ist zwar eine Kleinstversion, aber seine Autonomie hat Bedeutung zu dem, was in Frankfurt passiert. Dort hat man die Kultur instrumentalisiert, um das schlechte Image der Stadt zu transformieren. Gegen diese Vordergründigkeit bildet der Portikus eine Bastion, die sich nach dreizehn Jahren immer noch als brauchbar erweist, wo auch eine Reflektion über die eigene Institution mit einer gewissen Ironie passiert. Wir bedauern sehr, daß in Köln der gesamte Komplex Kunsthalle und Kunstverein abgerissen werden soll.

Joachim Kreibohm