Artist Ausgabe Nr. 47

Portraits

KATHARINA FRITSCH | STEPHAN HUBER | CHRISTOPHER MULLER | MICHAEL KREBBER | DOUG AITKEN | PAE WHITE

Interview

Kasper König

Page

Alex Hanimann

Künstlerbeilage

Manfred Kirschner

Portrait

berlin for spain for berlin from LA, 2000, paper-clock, 49 x 20 x 18 cm, Courtesy neugerriemschneider, Berlin

Textauszug

PAE WHITE
»Time is on my side« intonierten die Rolling Stones in den 60er Jahren noch selbstbewußt. Der Sänger Barry Ryan dagegen stellte knapp 20 Jahre später fest: »Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt«. Und Harry Potter schließlich wundert sich heutzutage in seinem Buch »Kammer des Schreckens« über das nicht umkehrbare, aber immer wiederkehrende Tempus: »Die Uhr an der Wand hatte nur einen Zeiger und überhaupt keine Ziffern. Am Rand entlang standen Dinge wie ‘Zeit für Tee’, ‘Zeit für Hühnerfüttern’ und ‘Du kommst zu spät’«. Die Uhren, die die aus Los Angeles kommende Künstlerin Pae White jüngst in Berlin zeigte, sind ähnlich irritierend wie die von Harry Potter entdeckten, wenn auch ungleich poetischer und verspielter.

So wie in ihren eben vorgestellten Anzeigen, die übrigens nie als eine Arbeit der Künstlerin ausgewiesen werden, unterläuft Pae White mit ihrer ästhetischen Arbeit stets konventionelle Muster von Präsentation und Gestaltung. Dabei spielt sie mal mehr oder weniger mit und erfüllt die gängigen Standards, mal verweigert sie konsequent alle möglichen gestalterischen Richtlinien. Eine quasi »individuelle Mythologie«, die pure Lust an sinnenfreudiger, ja »leichtfüßiger« Sinnlichkeit sowie die ungezwungene Verknüpfung noch disparatester Elemente aus alltäglichem Leben und eigenem Werk, aus Kunst- und Kulturgeschichte zeichnen ihre ästhetische Arbeit in den letzten Jahren dafür zunehmend aus.

Raimar Stange