Artist Ausgabe Nr. 47
Portraits
KATHARINA FRITSCH | STEPHAN HUBER | CHRISTOPHER MULLER | MICHAEL KREBBER | DOUG AITKEN | PAE WHITEInterview
Kasper KönigPage
Alex HanimannKünstlerbeilage
Manfred KirschnerEdition
Christopher MullerPortrait
Lexikonzeichnung Schlaraffenland, 1996, Siebdruck, Papier, Holz, Folie, 54 x 54 cm
Textauszug
KATHARINA FRITSCHDie regulierende Klarheit der Skulpturen von Katharina Fritsch ist mit dem Mythischen vertraut, obwohl ihre Glätte und Kühle, ihre Eigengesetzlichkeit und Willkür jede Verbindung zurückweist. Ihr symmetrisierter und ausbalancierter Kosmos scheint zu smart für diese andauernde, ordnende Evokation von Ratten, Mönchen, Märchen, Madonnen. Die Gegensätzlichkeit zwischen äußerer Perfektion und innerlich kruder Gespinstigkeit löst sich nicht auf und wird zum entscheidenden Moment.
In einer silbergerahmten Siebdruckfolge zeigt Katharina Fritsch seit Mitte der Neunziger Jahre Märchen, Sagen, Gedichte in trivialer Klarheit. Vorlage ist ein bebilderter Bedeutungs-Duden der Dreißiger Jahre, der sie als Kind Stunden und Jahre faszinierte. Sie entfernt alle Wörter und vergrößert die übriggebliebenen Zeichnungen. Im Stil irgendwo zwischen Gebrauchsgraphik, Karikatur und Bilderbuchillustration der Zwanziger gefärbt, verliert das Dargestellte mit den sinnstiftenden Begriffen, die auch viel weiße Fläche hinterlassen, alles Lexikalische. Gleichmäßig über das Papier verteilt, freigestellt und ohne einheitliche Perspektive, wächst den isolierten Gegenständen und Figuren eine Präsenz zu: die, die Qualität als Zeichnung deutlich macht. Den in der »Lexikonzeichnung Schlaraffenland« (1996) eher über als hinter einem Wurstelzaun aufgereihten Spanferkeln etwa oder dem Vater, der durch eine taghelle, nur von Mond und Sterne am Himmel ausgemalte Nacht galoppiert, in der Elfe und Erlkönig wie Kasperpuppen in den Bäumen lauern.
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