vergriffen

Portrait

Norbert Schwontkowski, Ausstellung Kunstverein Hamburg, Foto: Klaas

Textauszug

Nachruf auf den Maler Norbert Schwontkowski
Der am 29. April 1949 in Bremen-Blumenthal geborene Maler Norbert Schwontkowski galt viele Jahre als absoluter Geheimtipp. Allerdings waren Kennern der Bremer und Bremerhavener Kunstszene seine von Fernweh und Belesenheit, Weltschmerz und Melancholie kündenden Gemälde schon lange vertraut. Anlässlich der Verleihung des Kunstpreises des Landes Bremen 1993 wurden seine Bilder bereits in der Kunsthalle Bremerhaven in einer Einzelausstellung gezeigt. Einer breiteren überregionalen Öffentlichkeit bekannt wurde er jedoch erst 2004 mit seiner ersten großen institutionellen Einzelausstellung »Kino« in der Kunsthalle Bremen, die anschließend in Erfurt und Cottbus zu sehen war - eine große Überblicksschau mit Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafik aus über 30 Jahren. 2005 folgte dann seine erste Ausstellung in der Berliner Galerie Contemporary Fine Arts und damit auch die Präsenz auf den großen internationalen Kunstmessen. Plötzlich waren er und sein Werk in aller Munde. Museen und Sammler in aller Welt erwarben seine stillen, oft von der Weltliteratur inspirierten Gemälde. Dennoch blieb Norbert Schwontkowski, der im Gegensatz zu vielen anderen erfolgreichen Künstlerkollegen nie strategisch sondern immer verbindlich und freundschaftlich mit den Menschen in seiner Umgebung umging, seiner langjährigen Bremer Galerie beim Steinernen Kreuz von Brigitte Seinsoth ebenso treu wie seiner zweiten langjährigen Vertretung, der Hamburger Produzentengalerie.

Über ihre inhaltlich-erzählerischen Aspekte hinaus faszinieren Schwontkowskis Bilder aber auch aufgrund des unorthodoxen Malprozesses. Mit alchemistischer Experimentierfreude ließ der bevorzugt in Nass-in-Nass-Technik arbeitende Maler Ölfarbe und Kreide, Wasser und Pigmente, aber auch kunstferne Werkstoffe wie Metalloxyde auf der Leinwand miteinander reagieren - Farbveränderungen und andere Überraschungseffekte waren nicht kontrollierbar, aber durchaus gewollt. Melancholie und Weltschmerz, Selbstironie und Humor, Fernweh und die Sehnsucht nach zumindest geistiger Heimat in abendländischer Philosophie, Religion und Literatur charakterisieren das Werk dieses voller Neugier durch die Welt reisenden Künstlers. Norbert Schwontkowski war unablässig auf der Suche nach dem »Geheimnis eines guten Bildes«. Am Freitag, dem 14. Juni 2013 ist der Maler im Alter von nur 64 Jahren in seiner Heimatstadt Bremen an den Folgen einer schweren unheilbaren Krankheit gestorben.

Nicole Büsing / Heiko Klaas