vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 68

Portraits

Jens Wolf | Antje Bromma | Monika Baer | Isa Genzken | Shannon Bool | Jonathan Meese

Interview

Axel Haubrok

Page

Achim Bitter

Künstlerbeilage

Knut Eckstein

Edition

Gerold Miller

Portrait

»Soldat Meese (Staatsanimalismus), Maldroortum«, 2000, © Deichtorhallen/Hübner, Foto: Courtesy Contemporary Fine Arts, Berlin

Textauszug

Jonathan Meese
Der tiefere Sinn ist auch bei Jonathan Meese nicht leicht zu entdecken, wenn er verkündet, »Erzmensch, Kampfmensch, Runenmensch, Maldorormensch, Seelenmensch, Blutmensch, Unmensch und Viehmensch« sein zu wollen und gleichzeitig beklagt, dass wir in der größten Gleichschaltungsgesellschaft lebten, die es je gegeben habe. Doch Widersprüche sind für Meese kein Problem. »Ich kann doch als Mensch wahnsinnig freundlich sein und trotzdem in der Kunst die brutalsten, vielleicht sogar die menschenfeindlichsten Werke produzieren», sagt er über sich selbst.«

Allerdings muss man schon zum Meese- Spezialisten werden, um dessen gesammeltes Bildungswissen aus seinen Bildern, Installationen, Skulpturen und sonstigen Werken vollständig herauszulesen.

Bei Meese hat die exzessive Verwendung problematischer Zeichen und Symbole zwar ebenfalls den Verdacht faschistoider Gesinnung, aber keine öffentliche politische Ausein- andersetzung hervorgerufen wie bei der Ablehnung von Finlays Projekt für 1989 oder dem Verbot, Gregor Schneiders zu sehr an die Kaaba in Mekka erinnernden Kubus anläßlich der letztjährigen Kunstbiennale in Venedig auf dem Markusplatz errichten zu lassen.

Im öffentlichen Raum außerhalb der Kunstinstitutionen hat Meese noch nie für wirkliche Skandale gesorgt.

Ludwig Seyfarth