vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 68

Portraits

Jens Wolf | Antje Bromma | Monika Baer | Isa Genzken | Shannon Bool | Jonathan Meese

Interview

Axel Haubrok

Page

Achim Bitter

Künstlerbeilage

Knut Eckstein

Edition

Gerold Miller

Portrait

Ausstellungsansicht: Art Statements, Art 37 Basel, 2006, (Detail),Courtesy Galerie Iris Kadel, Karlsruhe

Textauszug

Shannon Bool
Vielfältige Assoziationen mit Kunst- und Kulturgeschichte sowie das Spiel mit dem Ornamentalen machen das Wesen von Shannon Bools Werk aus. Die meist aus der Natur bezogenen Motive wie die Darstellung von Menschen - ob in Installation oder auf Wand- und Blattarbeit - generieren komplexe Bildräume zwischen heiterer Beschaulichkeit und sublimer Melancholie. Verweise auf die Wirklichkeit bleiben meist geheimnisvoll, so geheimnisvoll wie die Psyche des Menschen. Denn diese ist ein zentrales Thema in der Kunst der Kanadierin, was sich immer deutlicher in den jüngeren Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin manifestiert.

»Ich verwende in meinen Arbeiten Ornamente«, so die 34jährige Künstlerin, »als Indikatoren von Prozessen, von Raum und Atmosphäre. Ich verknüpfe diese mit dem psychologischen Phänomen der Dissoziation, was ein substanzielles Element meiner Arbeit ist«. Auf den Akt des repetitiven Malens, bei den Surrealisten im automatischen Schreiben artikuliert, geht Bools Gedanke zurück, allerdings mit dem Impetus unbewusste Räume zu erschaffen, anstelle von unbewussten Symbolen - wie dies die Ecriture automatique anstrebte. Die andere bedeutende kunsthistorische Quelle für die Bools Betonung des Ornamentalen und Dekorativen findet sich vor allem in der Art brut, wo ornamentale Strukturen wie in Trance und mit größter Obsession geschaffen werden, was unter anderem die gestörte Psyche der Bildschaffenden spiegelt.

Uta M. Reindl