vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 62

Portraits

Michael Beutler |  Rudolf Herz | Christoph Schlingensief | Elaine Sturtevant

Interview

Gèrard A. Goodrow

Page

Claudia u. Julia Müller

Ausstellungen

»Tauchfahrten« | »Formalismus«

Künstlerbeilage

Regina Möller

Interview

Gèrard A. Goodrow,

Textauszug

Gèrard A. Goodrow
J.K.:
Eigentlich hasse ich Kunstmessen. Mein Ziel ist es, eine Kunstmesse zu machen, die ich gern besuche und die sich gegen die starke Marktorientierung wendet, wobei ich denke, dass die Messen auch einen Bildungsauftrag haben, so Originalton Gérard Goodrow. Also nicht nur schnöder Mammon?

G.G.:
Einerseits bin ich Geschäftsmann, andererseits nach wie vor Idealist. In meiner Brust wohnen zwei Seelen. Ich möchte, dass der Idealist die Oberhand behält. Meine Vision von einer Messe ist die: Obwohl Handelsplatz, steht die Kunst im Mittelpunkt. Viele der Galeristen sind ebenfalls Idealisten. Wenn sie allein reich werden wollten, würden sie sicher einen anderen Job machen. Die Sammler sind Hobbyisten. Sie haben einen anderen Beruf, mit dem sie ihr Geld verdienen. Wenn man Leidenschaft teilt und das jeweilige Gegenüber spürt das, dann haben sich Gleichgesinnte getroffen. Wenn das der Fall ist, dann sind Sammler durchaus bereit mehr Geld auszugeben. Idealismus und Geschäft schließen sich nicht zwangsläufig aus. Ich werde oft kritisiert, mein Idealismus sei nur ein Lippenbekenntnis. Keineswegs, sondern es handelt sich um einen Idealismus mit schönen Nebeneffekten, wie ich denke.

J.K.:
Ein Sammler interessiert sich für große Leinwandarbeiten von Gerhard Richter. In Fankfurt wird er nicht fündig, auf der ART COLOGNE gibt es drei, vier Arbeiten und in Basel acht oder neun. Ist die Art Basel unangefochten die Nummer 1, gibt es dort keine Schwachstellen?

G.G.:
Alle kochen nur mit Wasser. Die Art Basel ist zwar die beste Messe, wenn es um Verkauf und Wertschätzung geht. Allerdings stellt sich mir die Frage, wo bleibt die wahre Kunst neben der Kunst als Ware. Zur ART COLOGNE gibt es einerseits Überschneidungen, andererseits bedienen wir ein anderes Publikum. Wir wollen nicht gegen Basel konkurrieren. Wir können miteinander existieren.

Joachim Kreibohm