Artist Ausgabe Nr. 62

Portrait

Textauszug

Rudolf Herz
Was macht Lenin in Bremen? Genauer die tonnenschwere Büste des Revolutionärs, festgezurrt auf einem Tieflader? Und wer sind die beiden anderen Granitköpfe? Und wo sollen die hin? Es gehört sich eigentlich nicht, einen Text mit Fragen zu beginnen. Aber Fragen sind ein wesentliches Ergebnis, das der Münchner Künstler Rudolf Herz mit seinen Arbeiten erreichen will; Infragestellungen der privaten und der öffentlich organisierten Erinnerung, Fragen an das Bild in der Geschichte und an das deutsche Geschichtsbild. In der RAF-Ausstellung der Berliner Kunstwerke ist er genauso vertreten wie in der Eröffnungsausstellung des Herforder Marta, bei »Laocoonte irentsia«, einer Ausstellung über »Kunst und politische Gewalt« in der baskischen Hauptstadt Vitoria-Gasteiz oder bei »No art - no city!« in Bremen. Dennoch werden viele seiner Projekte aus den letzten zwanzig Jahren als provokant empfunden, zucken Institutionen schon mal vor einer Zusammenarbeit zurück. Manche der Entwürfe für den öffentlichen Raum werden zwar gelobt, aber nicht realisiert - sie sind allerdings mitunter auch so aufwendig, dass bereits kalkuliert scheint, dass sie nur als Pläne ihre ins Konzeptuelle gewandte Wirkung entfalten können.

Hajo Schiff