Artist Ausgabe Nr. 50

Portrait

Textauszug

Ralf Berger
Der Betrachter wird insbesondere bei jenen Aktionen zum Mitspieler des Künstlers, bei welchen es zu intensiverem Kontakt oder gar Berührungen kommt, sei es zum Gespräch, zum Händedruck oder gar zum Austausch von Körpereigenem. Für ersteres läßt sich eine Performance in der Galerie Ellen de Bruijne (Amsterdam 2001) anführen, bei welcher der Künstler, auf erhöhtem Stuhl mitten im Raum sitzend, das Publikum empfängt und zum Plaudern mit ihm animiert. Auf vier unter dem Podest im Karree stehenden Monitoren ist simultan das lebendige, kaum berechenbare Geschehen zu sehen. Wie hier setzt Berger häufig versteckte, bevorzugt an Händen und Füßen angebrachte Kameras ein, um den Betrachter möglichst lange in unbefangener Ahnungslosigkeit und sensibilisierter Neugierde zu wiegen. Anschließend auf dem Video dem eigenen Gebaren gegenübergestellt, gipfelt dessen Verwunderung angesichts der turbulenten Bilderfülle stürzender Perspektiven in ratlosem Staunen. Eine solch verwirrende Gefühlslage kann sich z.B. aus einem einfachen Begrüßungszeremoniell ergeben. So geschehen im Herbst 2001 vor der Galerie Campana. Dort empfing ein Schauspieler an Stelle des Galeristen oder des Künstlers den Besucher mit einem Händedruck zur »Letzten Runde«.

Renate Puvogel