vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 36

Portraits

Achim Bitter | Gunter Reski | Plamen Dejanov u. Swetlana Heger | Tony Oursler

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abr-stuttgart

Künstlerbeilage

Veronika Schumacher

Polemik

Textauszug

»Eine Antwort auf Harald Welzer«
Was aber der Künstler darf, darf der Kritiker noch lange nicht, lautet das Verdikt. Die Klarheit Er schreibt, um zu leben. Das führt einerseits zu Schludrigkeiten, andererseits zur Zeilenschinderei. Beides erzeugt wohl am Ende Geschwätz. Aber ist das nicht zentraler Gehalt des etriebssystems Kunst, der von den Akteuren aber nicht thematisiert wird? ...

...Die Ebene der Vermittlung produziert dabei einen spezi-fischen Jargon, einen spezifischen Sprachduktus, der Teil eines bestimmten Diskurses ist. Und dieser Diskurs ist weder unmittelbar noch populär. Das ist nicht sein Fehler, sondern eben ein "Fehler" im System. Die wesent-liche Frage aber ist, wie mit dem Fehler umgegangen wird. Denn offensichtlich produziert die Tendenz zum Standard zum einen eine bestimmte Ge-schwätzigkeit oder zum anderen Theorie für Experten. Dabei werden in beiden Fällen die Mittel der Darstellung und Vermittlung noch nicht mal in Betracht gezogen. An dieser Stelle enden die Parallelen zur künstlerischen Pro-duktion. Denn wo Künstler und Künstlerkolonien im gelungenen Werk das jeweilige Medium re-flexiv mitthematisieren, ist die Kunstkritik im Vergleich dazu von naivem Zuschnitt. Daß sie ihre Funktion im Betriebssystem Kunst nicht genau durchleuchten will, mag verständlich sein. Aber daß ihre Beschreibungs- und Darstellungs-kategorien nur selten selbst zum Thema werden, ist ein Versäumnis. Da-mit und danach sähe Kunstkritik anders aus. Aber irgendwo muß es eine Kreuzung geben, damit die Parallelen nicht Überhand nehmen...

Thomas Wulffen