Artist Ausgabe Nr. 40

Polemik

Textauszug

»Generationskonflikt«
Nach sieben Jahren an einer Kunst-hochschule habe ich meine Professur auf Lebenszeit, Besoldungsgruppe C4, an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig gekündigt.

Ein Künstlerleben gilt noch 3 bis 4 Jahre, dann ist es verbraucht. Die Hochschule muß sich die Leute nur zur rechten Zeit schnappen. Eine künstlerische Haltung ist nicht mehr der Entwurf für ein ganzes Leben, eine Sache, die man in der Jugend beginnt und bis ins Alter Zeit hat zu überprüfen. Kunst ist eine öffentliche Verhandlung und dort länger als ein paar Jahre nicht interessant. ...

Nach der Ankündigung meines Rücktritts meldeten meine Studenten ihren Anspruch an, an der Bestimmung eines Nachfolgers beteiligt zu werden. Dieses Zeichen von Eigenverantwortung hat mich gefreut. Die Liste ihrer Wunschkandidaten dann hat mich erschreckt. Es war eine Aufzählung von Shootingstars der Szene, wie abgeschrieben aus dem Inhaltsverzeichnis einer Kunstgazette. Mir wurde plötzlich deutlich, daß Kunststudenten Kunst als eine Sache des Berühmtwerdens wennmöglich gleich nach dem Studium verstehen.

Thomas Huber