Artist Ausgabe Nr. 87

Portraits

Heinrich Modersohn | Gerwald Rockenschaub | Alicja Kwade | Angela Bulloch | Luis Gordillo

Interview

Hubertus Gaßner

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Brigitte Waldach

Künstlerbeilage

Wolfgang Ellenrieder

Portrait

Firmamentos Interiores A (Inner Heavens A), 2010, Acryl auf Leinwand, 220 x 205 cm, Courtesy Hengesbach Gallery, Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2011

Textauszug

Luis Gordillo
Wenn Gordillos Werk Anfang der 1990er Jahre allmählich über die Grenzen Spaniens hinaus Verbreitung findet, ist die Diskussion um eine konzeptuell kritische Erneuerung der Malerei aus der Analyse ihrer Medialität und ihrer Institution heraus - wie sie etwa in Abgrenzung zum weitestgehend begriffslos emphatischen Bilderoptimismus der Ära des »New Image Painting« oder in Deutschland der »Neuen Wilden« auf den Plan trat - beinah schon wieder am Abflauen. Dennoch macht es Sinn Gordillos Ansatz gerade in Beziehung mit dezidiert aus einer bild-/repräsentationskritischen Konzeptualisierung der Malerei heraus verfahrenden Projekten z. B. eines Jonathan Lasker, Klaus Merkel oder Bernard Piffaretti zu betrachten.

Auch die letzte Ausstellung Gordillos in Deutschland, die im Herbst letzten Jahres bei Rolf Hengesbach in Berlin zu sehen war, konnte durch die konsequente Fortsetzung und im Effekt bestürzend ergiebige Verfeinerung des malerischen Ansatzes punkten. Mikroskopisch genau dringt Gordillo in seinen neusten Arbeiten (etwa »Inner Heavens A« und »Reflexive Logotypes«, beide 2010) in die Mechanik seiner Maloperationen und Bild generierenden Prozesse vor und lässt sie einander argwöhnisch und mindestens ebenso lustvoll bespiegeln.

Dass die einzelnen Arbeiten bis ins Detail durchgestaltet sind, hält sie aber nicht davon ab, in unterschiedliche Materialebenen - von der industriell gefertigten Digitaldruck-Meterware bis zum traditionellen Malerhandwerk - aber auch verschiedene Bildräume und Blickregimes, Selbstbezüglichkeit und Fremdreferenzen zu zerfallen.

Hans-Jürgen Hafner