vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 35

Portraits

Angela Bulloch | Lois Renner | Johannes Spehr | Gregor Schneider | Olafur Eliasson | Beat Zoderer

Interview

Wilhelm Schürmann

Page

Jochen Lempert

Künstlerbeilage

Karin Hoerler

Portrait

Rote Zeichnung, 2/98, Ektachrome 8 * 10 Inch

Textauszug

Lois Renner
Der Versuch, dem sukzessiven Voranschreiten der Enteignung Grenzen zu setzen, charakterisiert die Arbeit von Lois Renner. Genauer: Es geht weiter darum, der Enteignung durch die Installation von Grenzen Einhalt zu gebieten - dieser Schritt wäre entweder naiv, größenwahnsinnig oder konservativ, sondern um das Nachzeichnen der expansiven Natur der Enteignung, der Grenzen, die unaufhörlich und täglich fallen. Mit Enteignung könnten wir jenen Prozeß beschreiben, den wir als Verlust privater Verfügbarkeit erfahren. Die Geschichte des Sozialismus, die ihre Ursprünge eigentlich in dem Versuch hatte, das Insividuum als Opfer gesellschaftlicher Verhältnisse vor diesen zu schützen und diesem selbst einen Freiraum privater Verfügbarkeit zu ermöglichen, hat sich im Prozeß ihrer Entfaltung und Expansion dahingehend verändert, nun die geschaffenen und eroberten Privaträume bis hin zu den Subkutanen Zonen des Individuums verwalten zu wollen. Max Weber war der Kronzeuge dieses bürokratischen Enteignungsprozesses, den Foucault dann später umfassend als Geschichte der Kontroll- und Disziplinargesellschaft dokumentiert hat. Mit Recht werden Sie sich fragen, was denn diese Geschichte mit der Arbeit von Lois Renner zu tun hat...

Andreas Spiegl