Artist Ausgabe Nr. 38

Portraits

Matti Braun | CORINNE WASMUHT | KAI ALTHOFF | Rainer Splitt

Interview

Otto Schweins

Page

Stephan Dillemuth

Künstlerbeilage

Matten Vogel

Polemik

Textauszug

»Aufmarsch der Kunsthistoriker«
Die Künstler scheinen sich auf dem Abstellgleis zu befinden. Mehr und mehr drängen Kunsthistoriker nicht nur in administrative oder technische Bereiche, die bisher den Künstlern vorbehalten waren, sondern versuchen, auch sich selbst und ihr Fach an die Stelle des Künstlers und der Kunst zu setzen. ...

...Das "Ding" als Kunstwerk soll nach Vorstellung dieser inzwischen sehr einflußreichen "Schule" ersetzt werden durch das Reden über das, was Kunst und ihre Funktion sein könnte, deren Zukunft im "Interdisziplinären" und "Intermedialen" gesehen wird....

...Die seltsam eifersüchtige Haltung vieler Kunsthistoriker hat diverse Ursachen. Zum einen wichen viele in die Kunstgeschichte aus, nachdem sie an der Bewerbung zum Studium an einer Akademie oder Kunsthochschule scheiterten und Fächer wie Betriebswirtschaft oder Bauingenieurwesen ihnen nun einmal nicht lagen. Manchmal sind auch gescheiterte Künstler darunter, die jetzt in ihrem Nebenfach das Brot verdienen und am Hauptfach späte Rache nehmen. Gemeinsam aber ist den meisten der Schmerz und die Bitterkeit des verschmähten Liebenden. Zum anderen steht die Kunstgeschichte seit jeher im Ruch, ein staubtrockenes und nach hinten gerichtetes Fach zu sein und man, vielleicht allzu schnell, oft vom Fach auf den Menschen schließt. Während der Künstler in den Augen der …ffentlichkeit ein faszinierendes, schillerndes, aufregend rätselhaftes und manchmal auch fragwürdiges Wesen ist, das nicht "zwischen den Diskursen" wandert, sondern zwischen Kneipentheke, Staffelei und verschiedenen Liebschaften, mutet der Kunsthistoriker eher wie eine etwas farblose Erscheinung an, die an einem Schreibtisch sitzend in alten Folianten blättert und Papier beschreibt. In den Lokalen der Kunstszene werden die Künstler von den Damen umringt, nicht die Kunsthistoriker. All dies wird manchem Kunst-historiker umso schmerzhafter bewußt, da er durch sein Metier in die Nähe von Künstlern kommt und als verschmähter Liebender diese Nähe auch zwanghaft sucht. ...

Herbert Wetteraner