Artist Ausgabe Nr. 49

Portraits

Simon Starling | Björn Melhus | Ceal Floyer | Carsten Höller | Maria Eichhorn

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Muntean / Rosenblum

Ausstellungen

»Neue Welt«

Künstlerbeilage

Peter Niemann

Ausstellung

Textauszug

»Neue Welt«
Wer nimmt teil, wer bestimmt mit, wer profitiert und worin bestehen die Kosten der Globalisierung, das sind die konzeptuellen Fragen hinter der Ausstellung. Über den Dialog der Arbeiten versucht die »Neue Welt« eine Annäherung an die westliche Gegenwart zu finden. Die Auswahl ist keine Inszenierung von Betroffenheit, sondern versucht eine Gratwanderung zwischen Involviertheit und distanzierter Betrachtung, der Komplexität des Themas angemessen.

In der relativ langen Laufzeit dieser Ausstellung ist ihre Thematik im Licht der weltpolitischen Ereignisse mit einem jeweils anderen Fokus lesbar geworden, es standen andere Werke im Zentrum von Besprechungen, und es wurden andere Schlußolgerungen für die weitere Entwicklung der Kunst und ihren Blick auf die Welt gezogen. Gegen Ende der Schau läßt sich feststellen, das die von Nicolaus Schafhausen und Vanessa Joan Müller ausgewählten Arbeiten eine ästhetisch und diskursiv produktive Zusammenstellung bedeuteten, die über das schon weit gesteckte Thema der Globalisierung hinaus dem verschobenen Betrachterfokus Reibungsflächen und Deutungsansätze bieten.

So stand der Blick des Betrachters nach den Terroranschlägen am 11. September in New York City und Washington D.C. unter dem Aspekt Gewalt im Mittelpunkt. Die Arbeit »Profile 1« von Yael Bartana aus dem Jahr 2000, ein kurzes Videoloop, ist eigentlich unspektakulär, sie verändert sich zu einer präzisen Chiffre gerade wegen ihrer nicht festgelegten Art, die Ausimageung an Waffen zu zeigen. Dieses Motiv ist ein Symbol, das zu Beginn der Laufzeit der Ausstellung im Sommer, als der Fokus der Weltpolitik nach dem Gipfel in Genua stärker auf wirtschaftliche Fragen gerichtet war, am Rand des Generalthemas von wirtschaftlich und gesellschaftlich weltweiten Verflechtungen zu liegen schien. Das Video von Bartana wertet nicht, es ist nicht zu entscheiden, ob die Ausgeimageeten zu den »Guten« oder zu den »Bösen« gehören, es wird kein Ziel, keine Aufgabe, kein wofür oder wogegen definiert. Yael Bartana zeigt das Schießtraining junger Frauen, Details ihrer Schnellfeuergewehre und Gesichter am stählernen Lauf beim Zielen. Das metallische Klicken der Abzugshähne ohne Schuß verdeutlicht das noch vorbereitende Üben, erst in der nächsten Sequenz hallen zu anfeuernden Rufen echte Schüsse in sandigen Boden.

Georg Elben