vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 83

Portraits

Ralf Peters | Malte Urbschat | Guy Ben-Ner | Sabina Baumann | Sarah Ortmeyer

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Patricia Lambertus

Künstlerbeilage

Frank Gerritz

Edition

Ralf Peters

Portrait

If only it was as easy to banish hunger by rubbing your belly as it is to masturbate, 2009, HD-Video, Still Flugzeug, © Guy Ben-Ner 2009, Courtesy Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf/Berlin

Textauszug

Guy Ben-Ner
Ben-Ners Arbeiten reflektieren die eigenen privaten Lebensumstände, bevor sie zum Diskurs über psychologische, gesellschaftliche oder kulturelle Bedingungen ansetzen. Und weil das so ist, findet auch die Trennung von Frau und Kindern ihren Niederschlag in der Kunst. Mehr noch: Die Trennung ist eine Zäsur, die Ben-Ners Œuvre abrupt und schmerzhaft in ein Davor und Danach differenziert.


Womöglich ist es das Interesse an ökonomischen Fragen, ein geradezu dialektisches Verhältnis zum Materialismus zwischen Faszination und Ablehnung, das Guy Ben-Ners Arbeiten »davor« und »danach« am ehesten zusammenhält. Jedenfalls lässt sich »If only it was as easy to banish hunger by rubbing the belly as it is to masturbate« (2009) als modernes Märchen vom »Hans im Glück« lesen, der seinen irdischen Besitz nach und nach wie Ballast abwirft. Der Film ist ein Roadmovie, finanziert vom Massachusetts Museum of Contemporary Art, dessen Direktor Joe Thompson mit Guy Ben-Ner auf Reisen geht. Die beiden sind zunächst im Flugzeug, dann im Wagen, später auf einem Tandem unterwegs, bevor das Schild »Dead End« dem Unternehmen vorzeitig ein Ende setzt. In der Sekundärliteratur wird die Geschichte vom glücklichen Hans gern als Befreiung von der Verpflichtung zur Arbeit gedeutet, weil der Held auf der letzten Etappe auch den Schleifstein wegwirft, der ihm als Werkzeug das Einkommen sichern könnte.(6) Dass dieses begnadete Stadium der Sorglosigkeit für Guy Ben-Ner ein Traum bleiben muss, wird spätestens klar, als die Scheidungspapiere vom Himmel fallen - mit detaillierten Angaben zu den Unterhaltszahlungen.

Kristina Tieke