Artist Ausgabe Nr. 83

Portrait

Textauszug

Ralf Peters
Fragment 1: Da sind z. B. die »100 Meisterwerke«, 1995/2009, in denen Peters kunsthistorische Ikonen mit Hilfe von Puppen, Teddys und anderem Nippes nachstellt. Edouard Manets »Olympia« räkelt sich da auf einem weiße Handtuch, Caspar David Friedrichs »Wanderer über dem Nebelmeer« erscheint als kleine Maus und Carl Spitzwegs »Armer Poet« als verspielter Bär. Sicherlich ist diese Werkgruppe nur ein verschmitzter sidestep im Werk des Künstlers, aber dennoch gelingt Peters hier mindestens zweierlei. Einerseits entlarvt er Gemälde als Konstruktionen, die sich durchaus in andere Zeichensysteme übersetzen lassen, andererseits stößt der Bilderstürmer die malerischen »100 Meisterwerke«, die auch als vergötterte Stars in einer gleichnamigen TV-Serie auftreten, mit spielerischer Respektlosigkeit von ihren ach so abgesicherten Podesten, die sie vermeintlich für jedwede Kritik unantastbar machen - Lachen, frei nach dem russischen Literaturwissenschaftler Michail Bachtin, ereignet sich angesichts Peters‘ nachgestellter Bilder also als Ideologiekritik.

Raimar Stange