Portrait

Textauszug

Andreas Exner


Andreas Exner greift für jene Arbeiten, die er seit einigen Jahren macht, ohne daß sich eine stilistische oder auch konzeptuelle "Entwicklung" erkennen ließe, und die er völlig ohne Titel beläßt auf eine Sammlung einfacher Kleidungsstücke zurück, Hose, Rock, Jacke, nichts Ausgefallenes. Oft, aber es gibt Ausnahmen, sind die verwendeten Kleidungsstücke einfarbig. Wenn sie überhaupt je modisch gewesen sind, so liegt das schon einige Zeit zurück, ohne daß sie jedoch schon wieder zu Inkunabeln einer vergangenen Zeit werden könnten. Ohne vollkommen neutral zu sein, sind diese Kleider doch wenig charakteristisch. Die Farben sind gewöhnlich gedeckt, nie rein oder leuchtend, manchmal ein wenig altertümlich, Mauve, Lachs, Türkis, vielleicht würde heute niemand so etwas tragen, aber sicher ist man sich dessen doch nicht. Andreas Exners Arbeit besteht darin, eine Textilie auszuwählen und den Bund des Rockes oder der Hose, die Armlöcher der Jacke mit einem eingenähten Stück Stoff zu schließen, dessen Farbe in der Nähe der hauptsächlichen Farbe des Kleidungsstückes liegt und der von der Qualität eines einfachen Dekorationsstoffes ist. Das Werk wird an einem oder zwei Nägel an die Wand gehängt wie ein Bild.

Andreas Exners "Kleider" nehmen einen Diskurs auf, in dem es nach dem Krieg darum geht, die Malerei allgemein von ihrem jahrhundertealten illusionistischen Erbe und spezifisch von dem noch jungen Erbe einer gestischen, subjektiven, individualistischen Malerei, dem von Informel und Tachismus, zu befreien...

Ulrich Loock