Artist Ausgabe Nr. 37

Portraits

Oliver Boberg | Stefan Wissel | Peter Rösel | Elisabeth Peyton | Stefan Hoderlein

Interview

Peter Pakesch

Page

Mischa Kuball

Polemik

Hajo Schiff

Ausstellungen

»Minimal-Maximal«

Künstlerbeilage

Johannes Spehr

Edition

Uwe Kirsch

Interview

Peter Pakesch, Direktor Kunsthalle Basel, Foto: Michael Würtenberg

Textauszug

Peter Pakesch
Bis Mitte November zeigen Sie in ihrem Haus Selbstporträts und Zeichnungen von Martin Kippenberger. Zu Lebzeiten galt Kippenberger für viele als Spötter und Spaßvogel, der sich gern selbst zum Gegenstand seiner Kunst machte. Nach seinem Tod wird er zusehends zum seriösen stilisiert und in großen Ausstellungen gefeiert. Sie stellten Kippenberger bereits 1983 in Ihrer Wiener Galerie aus. Ist die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Basel eine Reminiszenz an die damalige Zeit, wie interpretieren Sie Person und Werk heute?

Die Ausstellung ist mehr als eine Reminiszenz. Die ersten Selbstporträts sah ich 1988 in Sevilla, wo er einen wichtigen Komplex gemalt und bei Juana de Aizpuru ausgestellt hat. Diese Bilder haben mich sehr beeindruckt und gingen in meinen Augen weit über das hinaus, was ich von ihm zuvor als Selbsdarstellung kannte. Als er mich Ende 1995 auf eine Ausstellung ansprach, erwähnte ich mein Interesse an diesen Bildern. 1992 hat er nochmals eine Serie mit Selbstporträts gemalt. Jedenfalls war er von dieser Idee ganz begeistert. Einige Zeit später erfuhr ich, daß er begonnen hatte, am Zyklus \"Das Floß der Medusa\" zu arbeiten, der letzten Serie mit Selbstbildnissen. Als Künstler ist er für mich einer der herausragenden seiner Generation. Die Arbeit an der Ausstellung hat das für mich bestätigt. ...

...Die Schweiz ist bekannt für Nummernkonten, Leckerli, edle Uhren, Pharmakonzerne und konkrete Kunst. Worin besteht für Sie der Reiz, im Land der Eidgenossen zu arbeiten?

Die Schweiz ist auch das Land mit der höchsten Museumsdichte. Das ist schon ein großer Anreiz. Ein noch größerer ist die Kompetenz des Publikums, das enorm aufgeschlossen und informiert ist. ...

...Welches Publikum sprechen Sie an, wie unterscheidet sich das Basler vom Wiener Publikum? In Thomas Bernhards \"Alte Meister\" hat der Hauptakteur Reger wenig übrig für das Wiener Publikum. Und Ihre Erfahrungen?

Das Basler Publikum ist viel kompetenter und nicht so präpotent wie das Wiener Publikum. Jenes hat überhaupt nicht so viel mit der Kunst am Hut. Die Österreicher sind ein Hausmeistervolk, das aus Mißverständnis zur Kunst gekommen ist. Doch, das ist besser bei Thomas Bernhard nachzulesen. ...

Joachim Kreibohm