vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 55

Portraits

Reto Boller | Natascha Borowsky | Stefan Banz | Valie Export | Jonathan Monk | Martin Kippenberger

Interview

Ariane Grigoteit

Page

Gabriele Rothemann

Künstlerbeilage

Rolf Bier

Portrait

Remote...Remote... 1973, 16 mm, Farbe, Ton, 12 min. Kamera: Didi, Akteurin: Valie Export, Archiv Export, © Valie Export

Textauszug

Valie Export
Um weibliche Selbstbestimmung geht es in ihrer Arbeit und um die Mechanismen einer Gesellschaft, die diesem Ziel entgegenwirken. Daß die 1940 in Linz geborene Künstlerin den Kampf um die eigene Identität dennoch immer wieder erfolgreich besteht, macht ihre Faszination aus. Bereits 1967 entzieht sich die Österreicherin der vorbestimmten Rolle und ändert den Namen Waltraud Höllinger in Valie Export. Ein Logo, ein Label eher als ein Künstlername und zugleich eine Aufforderung zur Interpretation. Export: das steht für den Handel mit begehrten Gütern, für Austausch jeglicher Art, für Grenzüberschreitung. (1)

Komplexer hingegen sind die Werke der letzten Jahre. Im Zentrum der Installation »Der Schrei« (1994) ist eine Wanne mit Altöl plaziert, auf die mit bläulichem Laser Schriftzeichen projiziert werden, die Lehre buddhistischer Mönche, die in Tibet seit langem verfolgt werden. Auf einer Videowand zur Rechten sieht man Stimmbänder und Kehlkopf Valie Export’s durch ein Laryngoskop, das jedoch freies Sprechen unmöglich macht. Nur ein gebrochener Ton ist zu hören. Gegenüber zeichnet ein Oszillograph die Stimmen psychisch Behinderter auf und macht die Frequenzen auf einem Monitor sichtbar. Die Bilder erzählen von Unterdrückung und Schmerz und von der Behinderung der Artikulation, die den Menschen die Individualität nimmt. Im Dämmerlicht des Installationsraums addieren sich die Eindrücke – trotz der dekonstruktivistischen Methode - zu einer bedrückend sinnlichen Erfahrung.

Kristina Tieke