Interview

Textauszug

Eckhard Schneider
Ihre Pressemitteilungen liefern immer einen hehren Anspruch mit, Sie wollen Künstler präsentieren, die raum- und situationsbezogen, gar gattungsübergreifend arbeiten. Sofern dieser Raumbezug sehr eng gefaßt wird, dürften die Arbeiten nur im Kunstverein Hannover Präsenz besitzen und nicht außerhalb. Z.B. Buren, die konkrete Ausgestaltung, wie sie hier zu sehen ist, gilt natürlich nur für die Räume in Hannover, während die abstrakte Idee oder das abstrakte Konzept, was dem vorausgeht, auch für Paris und Stuttgart gilt. Dies trifft ebenso für Merz zu, aber doch nicht in dieser Weise für Kapoor und Panamarenko. Soll dieser Raumbezug für die Künstler eine allgemeine Richtschnur sein?

Ich gehe mit keiner Vorstellung an die Künstler heran, wie sie arbeiten sollen. Für mich bleibt nach wie vor Prämisse, das, was der Künstler einbringt, ist das, womit wir arbeiten und nicht, was wir Ausstellungsmacher einbringen. Ich sehe mich als Ausstellungsmacher eher so, dass ich neben der Entscheidung für den jeweiligen Künstler oder die Künstlerin oder für eine bestimmte Sequenz das Umfeld so bereite, dass der Kunstverein nicht ein beliebiger Ausstellungsraum ist, sondern zu einem erweiterten Atelier wird. Für mich steht immer auch der Anspruch dahinter, den Künstler, sei es im Gespräch, in den Planungen, in der Arbeit hier vor Ort, an einen Punkt zu bringen, an dem die Arbeit vor Ort selber zur Herausforderung wird. Also so, dass die Ausstellung hier für ihn nicht irgendeine Durchlaufstation in seiner Karriere ist, sondern die Herausforderung, hier ein Projekt zu probieren, an das er sich möglicherweise vorher nicht herangewagt hat. Konkret, bei Gerhard Merz ist es noch nie so gewesen, dass er eine Architektur gewagt hat, er hat das zwar die ganzen Jahre überlegt. Für mich war das in seiner Arbeit nahezu logisch, so war es für mich auch keine Frage, mich nicht von den technischen und finanziellen Schwierigkeiten abschrecken zu lassen...

Joachim Kreibohm