Interview

Textauszug

Herbert Volkmann
Wird für Sie das Sammeln als eine Form kreativer Tätigkeit selbst zur Kunst, wird der Sammler zum Künstler oder sogar zum Wegbereiter der Avantgarde?

Man kann mit Kunst nicht noch einmal Kunst machen. Sammler sind wie Galeristen und Künstler Bestandteil des Kunstsystems. Eine pathetische Überhöhung des Sammelns liegt mir nicht. Ebenso ist für mich das Ausstellungsmachen und Kuratieren keine Kunst. Ohnehin stehe ich Großveranstalten kritisch gegenüber. Dort wird versucht, bereits ein Meinungsbild vorzugeben und dem ganzen eine Art Megasystem überzustülpen. Schon im Vorfeld wird die Ausstellung mit Theorie versehen, da bin ich sehr skeptisch. Nochmals möchte ich betonen, man kann mit Kunst nicht noch einmal Kunst machen...

...Sie sprechen oft von Subversion. Welchen Stellenwert kann sie heute noch haben?

Mir ist Subversion außerordentlich wichtig, in welcher Form sich das auch äußern mag. Das ist Arbeitsmethodik, die nicht so schnell vereinnahmt werden kann, die eine Annäherung nicht unmittelbar möglich macht und langfristig wesentliche Fragestellungen aufwirft. Wir leben in einer Gesellschaft, die Subversion bereits in ihr Programm integriert hat in Form von ganz bestimmten Veränderungen. Zum Beispiel in Strukturen, die sich schnell auflösen und neu bilden können. Möglicherweise wird es künftig Strukturen geben, denen sich die Menschen in einer Form anpassen müssen, die wir uns heute nicht vorstellen können. Das ist für mich nach wie vor ein wesentliches Thema. Da spielt ein Wort wie Subversion eine große Rolle. Normalerweise würde ich lieber Avantgarde sagen, ich kann aber mit diesem Begriff nicht umgehen, weil er nicht mehr funktioniert. Es ist ein Reliktwort aus einer Zeit, die heute nicht mehr existiert...

Joachim Kreibohm