vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 53

Portraits

Jan Timme | Kirsten Pieroth | Bettina Pousttchi | Susanne Paesler | Florian Slotawa | Kühn/Malvezzi

Interview

Georg Kargl

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Michel Majerus

Künstlerbeilage

Rupprecht Matthies

Interview

Georg Kargl

Textauszug

Georg Kargl
J.K.: Auch Ihr ehemaliger Partner hat wiederum eine Galerie: Meyer-Kainer. Warum ging Ihre Partnerschaft in die Brüche?

G.K.: Wir haben 19 Jahre lang sehr gut zusammengearbeitet. In diesem doch sehr langen Zeitraum stellte sich eine gewisse Routine ein. Ausschlaggebend für die Trennung war, aus dieser Routine auszubrechen. Ebenso haben sich innerhalb dieser Zusammenarbeit unterschiedliche Denkweisen ergeben. Für mich war es stets wichtig, die Entwicklung der Künstler der Galerie zu unterstützen. Ich will nicht mal schnell das machen, wovon alle reden, das hat uns wohl auseinandergeführt.

J.K.: Aus bundesdeutscher Sicht erscheint Österreich als Schlaraffenland. Staats-kuratoren verteilen Gelder, Kunstzeitschriften werden staatlicherseits unterstützt, Projekte von Privatgalerien gefördert und dergleichen mehr. Das Museumsquartier darf 180 Millionen Euro kosten. Partizipieren auch Sie von diesen lukrativen Rahmenbedingungen?

G.K.: Ganz minimalst, ich war immer ein Gegner dieser staatlichen Unterstützung, die so offensichtlich vollzogen wird. Sich dagegen zu verwehren, daß hier einmal ein Museum etwas unter dem Titel Galerienförderung gekauft hat, wäre künstlerschädigend. Ich bin dafür, daß die Museen mit Geldern ausgestattet werden, um ihrer Tätigkeit nachzukommen. Ankäufe von Museen sind keineswegs als Galerienförderung zu etikettieren. Der Staat will seine Interessen überall einbringen, aber ich habe meine Freiheit behalten, alles privatwirtschaftlich aufzubauen, insofern ist man schnell unbeliebt als solcher. Man wurde immer hingestellt als ein Schlaraffenland-Geldbezieher, ohne das reflektierend zu sehen. Die Öffentlichkeit beschäftigt sich nie so intensiv mit dem Berufsbild des Galeristen, daß sie es wirklich begreift. Daher sind wir aufgefordert, als Interes-sensgemeinschaft darauf hinzuweisen, was man leistet und was man kann. Ein Galerist präsentiert Künstler, hat Kosten, das sollte die Gesellschaft wertschätzen. Ich halte es nicht für sinnvoll, 5 Millionen Euro in eine Kunsthalle zu stopfen, die mehr oder weniger nichts anderes macht als vier bis fünf Galerien, außer daß sie unwirtschaftlich arbeitet. Wir müssen ja dann noch Dinge verkaufen und den Betrieb finanzieren. Ich habe hier 300 qm Ausstellungsfläche, mein projectspace »Galerie« muß sich selbst tragen.

J.K.: Wir haben eine Reihe von Themen diskutiert, wollen Sie noch einen Aspekt ansprechen?

G.K.: Wenn man sich in Wien bewegt und die Geschichte Revue passieren läßt, dann ist Wien sehr wohl ein Ort, wo zeitgenössische Kunst stattzufinden hat. Ich habe immer die Devise verfolgt, einer muß es machen, wenn man es nicht selber macht, passiert es nicht so, wie man will. Und das war ja schon um 1900 so, daß Wien wirklich am Puls der Zeit war. Da sehe ich aktuell wiederum eine Chance, daß es mit ein paar Exponenten gelingen kann, die Weltkunst nach Wien zu holen und österreichische Kunst nach außen zu tragen.

Joachim Kreibohm