vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 64

Portraits

Ulla von Brandenburg | Clements Wedemeyer | Herwig Gillerke | Tjorg Douglas Beer | George Condo | Gerwald Rockenschaub

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Ralf Tekaat

Künstlerbeilage

Claudia Kugler

Edition

Herwig Gillerke

Portrait

The Picture Gallery, 2002, Öl auf Leinwand, 152,4 x 142,2 cm, Privatsammlung Schweiz

Textauszug

George Condo
Vor allen anderen setzt er sich mit dem Werk von Picasso auseinander, der ihm vorbildlich erscheint, weil er sich in seiner Kunst als Künstler immer wieder neu zu entwerfen sucht. Ihm stattet Condo in seiner eigenen Malerei den größten Tribut ab. Nicht so sehr auf der Ebene des Zitats, sondern indem er die unterschiedlichen künstlerischen Sprachen Picassos ganz genau studiert, bis er sie so perfekt beherrscht, daß er sie seiner eigenen malerischen Sprache ad libitum inkorporieren kann. »Picasso war ein Zauberer«, sagt Condo, »er hat alles in Picasso verwandelt. Ich musste mich ihm stellen, um zur Tradition zurückzukehren«.

Die Frauen in Condos Bildern sind so unterschiedlich, wie die Männer Erfahrungen mit ihnen machen können: sie sind Hure und Hexe, Mutter und Madonna, Geliebte und Gespielin, Göttin und Teufelin. Condo malt und zeichnet sie schön und häßlich, hybrid und schlicht, jung und alt, fromm und sündig, lieblos und leidenschaftlich. Ihre Herkunft in seinem Werk ist so vielfältig wie die Bilderflut, die auf den zeitgenössischen Maler einstürzt. Sie kommt aus der Geschichte wie der Gegenwart, aus high and low. Bugs Bunny meets las meninas, die majas von Goya das Playboy-Häschen, Holbeins Maria Lautrecs Mätressen, Degas Ballerina die Schulmädchen von Bathus, Cézannes Badende die von Picasso und die Tänzerinnen von Matisse.

Michael Stoeber