Artist Ausgabe Nr. 65

Portrait

Textauszug

Monica Bonvicini
Auf eine hintergründige Weise gelang es ihr, darin überlagerte »Membranen« sexueller, politischer, religiöser und militärischer Gewaltstrukturen zum Vorschein zu bringen. Unvergessen die einfache und schlichte Installation auf der Biennale in Venedig 1999. Der aufgerissene Rigips-Kubus voller Zitate, sogenannter »Smart Quotations« aus Theoriebüchern, Architekturzeitschriften, Inter- views und akademischen Sekundärtexten mit beigefügten Comics, eröffnete eine gänzlich neue, bis dato einzigartige Sichtweise auf die Verknüpfungen von weiblichen Rollenbildern mit männlichen Vorstellungen von Architektur.

Aus der inhaltlichen Thematik ihrer früheren Arbeiten entwickelte sich in Bonvicinis Werk eine scherenartige Zweiteilung. Die eine Schneide- kante bleibt den architektonischen Unter- suchungen und destruktiven Bestürmungen verpflichtet, die andere den sexuellen Konnotationen und dem damit verbundenen Fetischismus, einer nach Freud höchst männlichen Perversion.

Sabine Maria Schmidt