Artist Ausgabe Nr. 30

Portrait

Textauszug

Katharina Grosse
In der Malerei von Katharina Grosse treten die Konflikte der Farbe offen zutage. Kontrastierende Farben stehen unvermittelt nebeneinander, annähernd gleiche Töne treten in dissonante Interferenz. Drei Farbtöne, die unter Umständen einen harmonischen Klang bilden könnten, sind so schonungslos neben- oder übereinander gemalt, daß sie sich gegenseitig die Bildfläche streitig machen. Die Bandbreite der Wahrnehmungs- und Empfindungsmöglichkeiten von Farben ist in Grosses Malerei ausgereizt, bis hin zur Aggressivität.
Es sind gleichwertige Farben, meist von gleicher Intensität und Helligkeit, die in Grosses Bildern auf Leinwand oder Aluminiumträger aufeinandertreffen. Kräftige, frische und lichte Töne, wie Gelb, Orange, Türkisblau und Hellgrün sind in beinahe allen ihrer jüngsten Arbeiten anzutreffen (Katalog »Farbe. Malerei der 90er Jahre«, Kunstmuseum Bonn, 1996). Sie sind in regelmäßigen, parallelen Bewegungen aufgetragen, die keine gestischen Momente aufweisen...

Andrea Jonas-Edel