Artist Ausgabe Nr. 37

Portrait

Textauszug

Elisabeth Peyton
Ist es Zufall, daß Elisabeth Peytons 1998er Katalog zur Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst in Basel und zu deren Übernahme im Kunstmuseum Wolfsburg exakt dieselbe hellblaue Farbe auf dem Umschlag hat, wie die Schrift auf dem Titel meiner Taschenbuchausgabe von Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit"?...

...Die "Welt" wird von Proust wie von Peyton verstanden als ein vermittelnder Strom von Bildern- diese können bei Peyton auch "livehaftig" wahrgenommene Personen wie ihr Berliner Kollege Franz Ackermann oder ihr Galerist Gavin Brown und dessen Sohn Max sein-, die dann voller Seh(n)sucht und oftmals bewußt mit sentimental- diletantischer Schwärmerei resemantisiert werden. ...

Ob Peyton also Freunde oder Stars, historische Figuren wie Napoleon, den "König von Polen"- den Sie im selben Jahr porträtiert wie den in Polen geborenen Uklanski!- oder geschichtsträchtig besetzte Orte, wie den Spiegelsaal von Versailles, in ihrer malerischen "Ahnengalerie" nachempfindet, die Künstlerin wird stets zu einer Interpretin vorgefundener Bildwelten, von Zeichenbündeln, deren Bedeutung sie als aktive Rezipientin zu erfüllen sucht...

Raimar Stange