Artist Ausgabe Nr. 41

Portrait

Textauszug

VERONIKA SCHUMACHER
Es ist vielleicht nicht ganz falsch, zu behaupten, daß Veronika Schumacher in ihren Zeichnungen eine Form von Heteroglossie praktiziert. Viele ihrer Zeichnungen ranken sich entweder um abgezeichnete Bildzitate: AC-DC Bandphotos, Elvisfiguren, die Venus von Lukas Cranach - oder uni eincollagiertes Bildmaterial:
Fragmente aus Marvel Superheros Comics, Werbeprospekte und Textschnipsel aus Schneiderbüchern. Diese Bildelemente integriert Veronika Schumacher dann in ein Geflecht aus psychedelischen Farbblasen, Ornamenten, realistisch oder phantastisch, penibel oder frei gezeichneten Figuren. Ein Geflecht, das zugleich einen narrativen Zusammenhang herstellt. Geschichten deuten sich an:
über Frauen, Männer, Gefühlslagen, Lebensumstände, Sex, Probleme und mehr. Deutlichstes Stilmerkmal dieser Geschichten ist ihr Verzicht auf die Behauptung einer reinen unvermittelten Expressivität (einer selbst- bezogenen »Homoglossie« also). Es sind stets durch andere Geschichten, Motive, Bilder und Ornamente vermittelte Geschichten. Das ist Zeichnen als Heteroglossie: die eigene Geschichte durch eine andere Geschichte hindurch erzählen, sei es die von Elvis oder die der Venus von Lukas Cranach. ...

Jan Verwoert