Norman Sandler erhält den 44. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst 2020.

Zum 44. Mal vergibt der Senator für Kultur den Bremer Förderpreis für Bildende Kunst. Das Preisgeld beträgt 6.000 Euro, dazu kommen eine Einzelkatalogförderung in Höhe von 3.000 Euro sowie eine spätere Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Bremen. Aus den Bewerbungen wählt eine regionale Vorschlagskommission die Teilnehmer und Teilnehmerinnen für eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen aus. Aus dieser Ausstellung heraus bestimmt eine überregionale Jury die Preisträgerin oder den Preisträger. Die Hauptjury (Jenni Henke, Noor Mertens, Susanne Pfleger, Thomas Rentmeister, Petra Stegmann) hat den Künstler Norman Sandler als Preisträger benannt. Die Begründung: »Dass Norman Sandler ein virtuoser Zeichner ist, erschließt sich erst auf den zweiten Blick – zunächst erscheinen die gerahmten Schriftstücke seiner sechsteiligen Arbeit ‘Deko und Diskurs’ wie Ausdrucke einer PDF, Screenshots von E-Mail-Korrespondenzen und eine Rechnungskopie, deren Druckbild einen baldigen Kartuschenwechsel empfiehlt. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass alles hier Gezeigte akribisch, meisterhaft und illusionistisch gezeichnet wurde, also Bilder und nicht Texte zu sehen sind. Damit steht Sandler in der bereits auf die Antike zurückgehenden Tradition des Trompe l’œil, der Augentäuschung... Mit seinen Arbeiten spiegelt er augenscheinlich vor, nicht Kunst, sondern Wirklichkeit zu produzieren. Doch Sandlers Werke sind mehr als ästhetisch virtuose Spielereien – sie sind versponnen in ein feines konzeptuelles Netz, in das zudem Fragen nach den Bedingungen von künstlerischer Produktion, Institutionskritik und eine Reflektion des Kunstmarkts verwoben sind. Die Werke Sandlers laden ein zur Auseinandersetzung mit den Themen Wirklichkeit und Wert, stellen die technologiegeprägte Umwelt zur Diskussion, indem das Zeichnerische der digitalen Perfektion ebenbürtig erscheint, und üben zugleich Ökonomiekritik, indem der Künstler das, was sich in Sekunden reproduzieren ließe, in einem tagelangen aufwändigen Prozess nachkreiert. Damit wird er zum Protagonisten einer umgekehrten Verweigerungshaltung, die sich in der Übererfüllung nicht gestellter Aufgaben manifestiert. Zudem erfährt Alltägliches, Ephemeres und Beiläufiges durch den aufwändigen künstlerischen Prozess eine enorme Aufwertung – und wird so zur Kostbarkeit.«

Maria Eichhorn bespielt den Deutschen Pavillon auf der Biennale von Venedig 2022.

Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig in Köln, kuratiert den Deutschen Pavillon. Dziewior:: »Ich finde, sie ist eine Künstlerin, die sich auf unterschiedlichste Weise mit der deutschen Geschichte auseinandergesetzt hat - auch damit, wie diese Geschichte nachwirkt. Ich bin aber auch ganz grundsätzlich ein Fan von ihr. Ihre Arbeiten bringen die Dinge auf den Punkt, und gleichzeitig sehen sie sehr gut aus. Sie sind in ihrer Klarheit oft von einer Härte und Einprägsamkeit, dass man denkt: Wow!« Auf der Documenta 2017 erforschte die gebürtige Bambergerin, die heute in Berlin lebt, die Enteignung von jüdischem Besitz. Als Beispiel diente ihr ein raumhohes Regal mit unrechtmäßig erworbenen Büchern. 15 Jahre zuvor hatte sie für die Documenta eine Aktiengesellschaft gegründet, deren Kapital nicht mehr vermehrt werden durfte. An der NS-Architektur des Deutschen Pavillons in Venedig haben sich schon viele Künstler abgearbeitet. Die 58-Jährige Maria Eichhorn tritt in die Fußstapfen u. a. von Gerhard Richter (1972), Joseph Beuys (1976), Hans Haacke (1993), Rosemarie Trockel (1999), Isa Genzken (2007), Christoph Schlingensief (2011) und Anne Imhof (2017).




Udo Kittelmann künstlerischer Leiter Museum Frieder Burda.

Der ehemalige Direktor der  Berliner Nationalgalerie ist neuer künstlerischer Leiter am Museum Frieder Burda in Baden-Baden. Kittelmann hatte die Berliner Nationalgalerie seit 2008 geleitet. Im Herbst 2020 war er aus dem Amt ausgeschieden. Seine Nachfolge soll auf drei Posten verteilt werden. Die für das Jahr 2022 geplanten Ausstellungen im Museum Frieder Burda »Margaret und Christine Wertheim: The Institute for Figuring« und »Die Maler des Heiligen Herzens« werden beide bereits von ihm verantwortet. Kittelmann begleitet die Aktivitäten des Hauses ab sofort in seiner neuen Funktion. »Udo Kittelmann wird uns mit starker kuratorischer Handschrift an das Zeitgenössische anbinden – und auch den interdisziplinären Dialog suchen«, erklärte Museumsdirektor und Vorstand der Stiftung Frieder Burda, Henning Schaper. Udo Kittelmann erläutert seine Programmatik: »... Dieses Haus in seinem spezifischen Kontext erscheint mir das ideale zu sein, um die Perspektiven heutiger wie historischer Kunst – ihre Grenzen, aber auch ihre Möglichkeiten der Grenzüberschreitung – weiterhin auszuloten. Ich sehe die Institution Museum als einen einzigartigen Ort, um die gesellschaftspolitisch relevanten Diskurse der Kunst zu kommentieren, ja kritisch aufzugreifen und zu begleiten.« Höhepunkt in diesem Jahr im Museum Frieder Burda soll die Ausstellung »Russischer Impressionismus. Aufbruch zur Avantgarde« werden, die in Kooperation mit dem Museum Barberini in Potsdam entstand und zuerst in Baden-Baden zu sehen sein soll. Geplanter Start ist derzeit der 27. März 2021. www.museum-frieder-burda.de